Stiefelmayer Lasertechnik profitiert vom Wandel der Antriebstechnik: Höchste Präzision für die Elektromobilität - Kreis - Esslinger Zeitung

2021-12-01 03:32:46 By : Ms. Admin Yomaker

Denkendorf - ganz besonders und sehr typisch. Beide Attribute treffen auf die Firma Stiefelmayer-Lasertechnik in Denkendorf zu. „Diese Präzision erreicht kein Hersteller weltweit“, sagt Alexander Müller, einer der beiden Geschäftsführer, über seine Laserschneidmaschinen. Diese Marktposition in einer Nische ist typisch für viele schwäbische Familienunternehmen. Sie sind innovativ und optimieren ihre Produkte ständig, um sich in ihrem Segment auf dem Weltmarkt zu behaupten.

Stiefelmayer hat noch eine weitere Besonderheit: Während die Automobilindustrie und ihre Zulieferer den Umstieg auf Elektromobilität nicht zu überstehen wissen, profitiert das Denkendorfer Unternehmen bereits vom Wandel der Antriebstechnik. Seine Laserschneider sind ideal für die Herstellung feiner Blechteile für Elektromotoren. „Bei Stiefelmayer ging es immer um Präzision“, sagt Dieter Bulling, zweiter Geschäftsführer der Sparte Lasertechnik. Die Geschichte begann vor 140 Jahren am Standort Esslingen mit Messgeräten. Diese Genauigkeit gelte auch für die heute gefertigten Maschinen, sagt Seniorchef Hans Klingler stolz. Der Laserstrahl schneidet mit einer Genauigkeit von zwei Hundertstel Millimetern die gewünschte Kontur aus dem Blech. Zum Vergleich: Ein Blatt Papier ist ein Zehntel Millimeter dick.

Für moderne Elektromotoren sind immer komplizierte Blechmuster erforderlich. Bulling erklärt, dass die ausgefransten Formen die Energiedichte im Motor erhöhen sollen. Die fertigen Blechscheiben werden zu Stapeln gestapelt und bilden dann Stator und Rotor, die beiden Grundelemente eines Elektromotors. Die geforderte Genauigkeit sei mit Fräsmaschinen kaum zu erreichen, sagt Bulling. Stanzmaschinen, wie sie in der Serienfertigung von Autos zum Einsatz kommen, lohnen sich nur bei großen Stückzahlen. Die Laserschneider von Stiefelmayer sind ideal für Prototypen, Muster und Kleinserien. Und das braucht die Branche Elektromobilität, die sich gerade im Aufbau befindet und in der neue Player einsteigen und basteln. Manuela Klingler-Kohler, Geschäftsführerin der Stiefelmayer-Holding, resümiert: „Wo entwickelt wird, ist unser Markt.“

Es ist nicht auf die Automobilindustrie beschränkt. „Elektromotoren sind auch auf Schiffen auf dem Vormarsch“, sagt Hans Klingler, der vor 20 Jahren auf Lasertechnik setzte. Der 81-Jährige beobachtet noch immer den Markt und ist regelmäßig im Werk zu sehen. Für Tork-Motoren, die direkt ohne Getriebe fahren, brauche die Industrie immer mehr Varianten, sagt Klingler. Stiefelmayer-Lasertechnik fertigt derzeit den Prototypen für einen Windkraftgenerator. Etwa zehn Meter im Durchmesser. Stanzen geht gar nicht, selbst der Laser kann auf seiner 1,20 Meter Arbeitsfläche nur Segmente liefern. Das Beispiel zeigt auch, dass Stiefelmayer selbst Prototypen oder Kleinserien für Kunden herstellt. „Mit den Auftragsaufträgen haben wir ein großes Testfeld für unsere Technik“, sagt Alexander Müller, der 1997 zusammen mit Dieter Bulling zu Stiefelmayer kam. Rund zehn Laserschneidmaschinen verkauft das Unternehmen jährlich – Tendenz steigend. Eine Maschine kostet rund eine halbe Million Euro.

Das Besondere am Denkendorfer Laserschneider ist seine Leichtbauweise. Dafür erhielt das Unternehmen 2013 den Innovationspreis des Kreises Esslingen, 2014 gewann das Denkendorfer Unternehmen zudem einen Designpreis für die 5-Achs-Laserschneidmaschine. Die beweglichen Teile bestehen aus Kohlefaser. „Das macht sie leicht und hochdynamisch. Schnell und genau geht man nur, wenn man die Masse reduziert, das ist das ganze Geheimnis“, erklärt Bulling und fügt stolz hinzu: „Es gibt keinen Maschinenbauer auf der Welt, der so viel Carbon verbraucht wie wir. "

Produziert werden diese teuren Bauteile von einem Unternehmen auf der Schwäbischen Alb. Zum Beispiel die Brücke, die den eigentlichen Laserschneider trägt. Sie wird seitlich von zwei Elektromotoren angetrieben, die sich – wie eine Schwebebahn – linear bewegen. Die Brücke bewegt sich so schnell, dass der Laserschneidkopf über das Blech ruckelt und die Statorscheibe in 10 bis 15 Sekunden ausgeschnitten hat. Stiefelmayer kauft die eigentliche Strahlquelle von einem Hamburger Unternehmen.

Die Laserschneider sind bei Elektromotorenherstellern auf der ganzen Welt gefragt. Das Denkendorfer Unternehmen baut derzeit ein Vertriebssystem in China auf. „Der Markt dort ist großartig“, sagt Bulling. Wenn er von den unzähligen Herstellern von Elektrofahrzeugen spricht, muss man sich um deutsche Unternehmen Sorgen machen. Bis heute beschäftigt Stiefelmayer nur 22 Mitarbeiter in der Lasertechnik. Die Fachkräftesuche ist ein Thema, aber die im Haus ausgebildeten Elektroniker und Mechatroniker sorgen für den Nachschub. Das Unternehmen operiert immer noch in einer Nische. In Deutschland hat Stiefelmayer wenig Konkurrenz. Laserschneider werden meist nur vom Maschinenbauriesen Trumpf in Ditzingen hergestellt. „Wir sind die zweitgrößten“, sagt Bulling schmunzelnd.